Ausbaureserve     Stage Pavillon, Stadtgalerie Bern

Ein Projekt im Stage Pavillon der Stadtgalerie Bern

Im Rahmen eines Ausstellungsprojektes wird der Pavillon der Stadtgalerie mittels Dachlatten und Packpapier in eine Ausbaureserve umfunktioniert und per Annonce zum Verkauf angeboten.

Der Besichtigungstermin fällt auf das Datum der Ausstellungseröffnung. Im Ausstellungsraumes sind T-Shirts auf einer Leine zum Trocknen augehänt, auf deren Vorderseite bekannte Slogans aus DIY- ,  Bauzeitschriften  bzw. aus der Architekturtheorie zu lesen sind:

Stein auf Stein zum Eigenheim

Was tun bei Herstellerinsolvenz?

Traumhäuser für alle

Bau's aus!

Urbanität durch Dichte

 

 

 

 

„Der Pavillon der Stadtgalerie steht zum Verkauf. Es ist ein Angebot von Stefan Mauck. Eine sogenannte Ausbaureserve ist dabei entstanden, auf die potentielle Interessenten in einem Inserat im Berner Anzeiger aufmerksam gemacht werden. In Anlehnung an die übliche Makler-Rhetorik werden die negativen Aspekte der städtebaulich problematischen Parzelle verschwiegen und stattdessen die gute Verkehrsanbindung, der unüberbaubare Blick auf das Aaretal sowie die unmittelbare Nachbarschaft zu sozialen und kulturellen Einrichtungen gepriesen.

Josef Frank wies schon 1931 darauf hin, dass die Mansarde all das enthält, was wir in den darunter liegenden, planvoll und rational eingerichteten Wohnungen vergeblich suchen: 'Leben. Grosse Räume, grosse Fenster, viele Ecken, krumme Wände,... - kurz all die Vielfältigkeit, die wir im neuen Haus suchen, um der trostlosen Öde des rechteckigen Zimmers zu entgehen.'

Die Mansarde ist ein Ort des Unbewussten. Normalerweise bietet sie Raum für Sperriges, Altes und Ungebrauchtes, ist Entdeckungsinsel, Rumpelkammer und Rückzugsort. Das Wort Ausbaureserve suggeriert, dass hier auch der letzte Zentimeter des ungenutzten Raumes funktional nutzbar gemacht werden könnte. Wofür? Der Spruch Urbanität durch Dichte prangt auf einem der T-Shirts, die an einer der Wäscheleinen auf dem ansonsten leerem Dachboden hängen. Stefan Mauck überprüft solche Slogans mit einem treffenden Gespür für Realsatire."

Beate Engel